Was ist das Schlimmste, das passieren kann?

19.01.2023

Liebe Leser:innen,

ich schließe nun nahtlos an den letzten Blogbeitrag vom 15.01.2023 an.

In der zweiten Januarwoche stand eine berufsbedingte Veranstaltung bevor, die mir bereits seit Monaten als "das wichtigste Event des Jahres" angekündigt wurde. Der Druck dort "abzuliefern" und zu "performen" war für mich also bereits naturgemäß hoch. Und da wusste ich noch nicht einmal, dass mir für das Event eine wichtige Funktion zukommen sollte.

Als ich dann Ende des Jahres 2022 bzw. Anfang 2023 immer noch gesundheitlich nicht wieder auf dem Damm war, begann ich mich unwohl zu fühlen. Langsam, aber sicher. Ich fing an mir ernsthaft Sorgen zu machen, wie ich den wichtigen Termin mit angeschlagener Gesundheit "schaffen" sollte. Ich wurde sehr unruhig und erwischte mich tagsüber oder auch nachts, wie ich permanent an das Event dachte. Ich fühlte mich unter Druck wieder gesund zu werden. Unter Druck zu zeigen, dass es ja überhaupt kein Problem für mich wäre, auf einem großen Event der Firma meine Frau zu stehen.

Und leider war es dann so, dass sich dieser Druck, den ich mir gemacht habe, zu einer Angst entwickelt hat. Ich bekam Angstzustände und Panikattacken.

Ja, das kenne ich bereits gut. Und es ärgert mich jedes Mal wieder, wie schnell diese teils unbewussten Muster mich - trotz reflektiertem Denken - immer wieder kalt erwischen. Denn wer mit Angst oder Panik Erfahrung hat, weiß: Wenn man einmal in der Angstspirale drin ist, dann ist es ziemlich schwierig wieder herauszufinden. Angst ist kein Gefühl, sondern ein Alarmzustand des Körpers, der sich nicht von ach so logischen Zusammenhängen wie "Was soll schon passieren?" etc. einfach auflösen lässt. Es erfordert Übung und (nicht vorhandene) Geduld und Gelassenheit, um das eigene System wieder zu beruhigen. Manchmal gelingt mir das recht gut mittlerweile. Manchmal nicht.

Ich bin noch auf dem Weg immer leichter aus dem Alarmzustand herauszufinden. Und munter weiter die Nervenbahnen auszubauen und zu stärken, die diese Information bereits abgespeichert haben.

Dieses Mal war es so, dass ich mir alle Hilfe geholt habe, die mir eingefallen ist. Im Nachhinein finde ich das in Ordnung. Währenddessen hat es mich geärgert, dass ich nun "schon wieder" mit demselben Problem, das ich nun seit 2-3 Jahren in vielen Bereichen bereits verbessern konnte, Hilfe benötigt habe.

Was habe ich für Maßnahmen ergriffen?

  • Alle Freizeit-Termine abgesagt
  • Überstunden abgebaut auf der Arbeit = weniger Stunden auf der Arbeit
  • Mir erlaubt, in der Arbeit kein Vollgas zu geben
  • Das Gespräch mit meinen Eltern gesucht
  • einen Termin bei meiner Therapeutin vereinbart
  • ein Coaching bei meinem Hypnotherapeuten gebucht
  • meine Nägel machen lassen (Gönnung)

Während meines Coachings mit dem Hypnose-Therapeuten hatte ich einige Erkenntnisse, die ich gerne mit euch teilen möchte. Bei der Frage danach, wovor ich eigentlich genau Angst habe bzw. was ich denn genau meine nicht zu "schaffen" haben wir einige interessante Zusammenhänge herausgefunden.

So habe ich erkannt, dass ich mir Sorgen machte es nicht zu schaffen, den Schein zu wahren/die Fassade aufrecht zu erhalten. Ich möchte von meinem Arbeitgeber als kompetent, leistungsfähig, belastbar, problemlos, flexibel, blablabla wahrgenommen werden. Weil ich scheinbar davon überzeugt bin, dass Arbeitgeber generell nur solche Angestellte haben möchten. Und wenn ich Ihnen das Gegenteil zeige, ich womöglich nicht mehr als Mitarbeitende geschätzt werde. Auch wenn ich ansonsten meine Arbeit gut mache.

Glaubenssatz, hallo: Ich darf mich nicht "schwach" zeigen.

Sobald es mir mal nicht so gut geht (körperlich oder mental) versuche ich das auf der Arbeit um jeden Preis zu überspielen. Ich wollte nicht, dass jemand sieht (und es waren wirklich viele Leute auf dem Event), dass es für mich total aufregend und wahnsinnig anstrengend ist, an der Veranstaltung teilzunehmen und meine Aufgaben zu erfüllen. Vor allem wollte ich unbedingt verhindern, dass irgendjemand etwas von meiner Angst mitbekommen könnte.

Auf die Frage hin was das Schlimmste für mich wäre, das passieren könnte, wurde mir klar, dass ich befürchtete meine Arbeit zu verlieren, wenn ich dieses eine Event versaue/ auf diesem einen Event nicht abliefere. Und ich möchte diese Arbeit gerne behalten. Ein enormer Druck, den ich mir da gemacht habe. Nach dem Coaching-Termin ging es mir direkt besser, weil ich zumindest ein wenig Klarheit darüber bekommen habe, warum ich eigentlich gar so angespannt war.

Mein Coach gab mir folgendes Mantra mit auf den Weg, das mir half, den besagten Tag gut zu überstehen:

"Ich komme mir so vor, also ob...

... ich nicht zeigen dürfte, dass mich der lange Arbeitstag anstrengt.

... ich permanent mit 100%iger Aufmerksamkeit den Vorträgen lauschen müsste.

... jeder auf mich schauen würde und mich beobachten würde, ob ich mich irgendwie komisch verhalte.

... mein Chef mein Verhalten permanent bewertet.

.... sich ALLE Leute denken, was ich denn eigentlich hier tue und ob ich überhaupt die Kompetenzen dazu habe.


Vielleicht fragst du dich beim nächsten Mal, wenn du grübelst, unruhig bist oder Angst hast auch einmal, wovor du eigentlich genau Angst hast. Was denn das Schlimmste wäre, was jetzt passieren könnte. Vielleicht kommst auch du dann einigen Gedankenmustern auf die Spur, von denen du dich verabschieden kannst.

Wenn du möchtest, probiere auch das Mantra mit für dich und deine Situation passenden Formulierungen aus.

Ich freue mich von euch zu hören.

Eure Jacqueline

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